Bischof Harald Rückert: Gemeinsam für Menschenwürde, Freiheit und Demokratie

Geschrieben von Michael Seidel am .

Mit einem »Wort zur aktuellen Situation« wendet sich Bischof Harald Rückert an die evangelisch-methodistischen Gemeinden in Deutschland.

 https://www.emk.de/meldung/gemeinsam-fuer-menschenwuerde-freiheit-und-demokratie

»Es ist gut, dass in den letzten Wochen eine neue Leidenschaft für die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Landes erwacht ist. Freiheit und Demokratie sind kostbare Güter!« So fängt Bischof Harald Rückerts »Wort zur aktuellen Situation« an. Unter dem Titel »Aufmerksam – mutig – klar! Unser Auftrag in schwierigen Zeiten« äußert sich der für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) zu den gesellschaftlichen Herausforderungen hinsichtlich Antisemitismus und völkischem Nationalismus sowie zunehmender Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Gewalt.

Wachsam sein gegenüber menschenverachtendem Reden und Handeln

Rückert freut sich darüber, wie viele Menschen, gesellschaftliche Gruppierungen und Kirchen sich zurzeit öffentlich äußern und sich aktiv für Menschenwürde und Menschenrechte einsetzen. »Aus erkennbaren Gründen« sei »der gesellschaftliche Fokus« aktuell auf den Rechtsextremismus ausgerichtet. Jedoch gelte es auch, so Rückert weiter, »wachsam zu sein gegenüber anderen Entwicklungen, die ebenfalls dem Evangelium widersprechen«. Der Bischof betont: »Das Nein der biblischen Botschaft zu menschenverachtendem Reden und Handeln gilt jeder Ausprägung inakzeptablen Verhaltens – von ›rechts‹, von ›links‹, aus religiösen Motiven oder woher es sonst gespeist sein mag.«

Im Blick auf einige Themenfelder beschreibt der Bischof gesellschaftliche Entwicklungen. Diese beförderten einen »verführerischen Populismus, scheinbar einfache Lösungsangebote, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und die Pflege von Feindbildern«. Die Errungenschaften der Demokratie würden zunehmend ausgehöhlt. Persönliche Interessen oder Gruppenüberzeugungen stünden häufig so sehr im Mittelpunkt, dass die Bereitschaft zum Miteinander auf der Strecke bleibe. Radikalisiertes Denken und Reden sowie extreme Haltungen seien zunehmend »sagbar« geworden, gewönnen an Einfluss und würden über die sozialen Medien verstärkt. Rückerts Schlussfolgerung: »Misstrauen und Hetze drohen unsere Gesellschaft auseinanderzutreiben.«

Mutig und klar – in der Menge und in der persönlichen Begegnung

Mit seinem Bischofswort wendet sich Rückert gezielt an die Menschen in den evangelisch-methodistischen Kirchengemeinden seines deutschen Bischofsgebiets. Er lobt die Beteiligung »an den vielerorts stattfindenden Demonstrationen gegen menschenverachtenden Rechtsextremismus«. Neben der Weiterführung solchen Engagements, weist Rückert darauf hin, dass es auch einen »klaren Blick« brauche, »der auch inakzeptables Reden und Tun aus anderen Richtungen wahrnimmt und brandmarkt«.

In diesem Zusammenhang betont er die nicht hinnehmbare Verharmlosung des Terrors der Hamas, die Leugnung des Existenzrechts Israels oder die teilweise unverhohlene Aufforderung zur Auslöschung des Staates Israel. Es sei gut, »auf den Marktplätzen mit vielen anderen zusammen gegen extremistisches Reden, Denken und Handeln einzutreten«, erklärt Rückert. Ungleich schwerer sei es, »gerade in den Einzelbegegnungen des Alltags mutig und klar zu sein«. Genau dazu fordert Rückert die Menschen in der Evangelisch-methodistischen Kirche auf, »um die in der großen Menge demonstrierte Einheit und Botschaft im Alltag zu leben«.

Dazu gehöre auch die kritische und klar abgrenzende Auseinandersetzung mit der AfD, weil inzwischen »Teile der Partei und einzelne Personen in herausgehobener, einflussreicher Stellung vom Verfassungsschutz als eindeutig rechtsextrem eingestuft« seien. Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen erwägen würden, die AfD zu wählen, müssten ernsthaft bedenken, was sie damit tatsächlich unterstützten.

Der biblische Auftrag: versöhnen, heilen, verbinden

Schlussendlich fordert der Bischof die Menschen seines Bischofsgebiets dazu auf, »in unseren Gemeinden, am Arbeitsplatz und in der Nachbarschaft das Gespräch über die derzeitigen großen Herausforderungen zu wagen«. Es sei nötig, »auf der Grundlage der klaren Ablehnung von völkischem Nationalismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt einander zuzuhören und aufeinander einzugehen« und »ungeachtet unterschiedlicher politischer Überzeugungen, gemeinsam für Menschenwürde, Freiheit und Demokratie einzutreten«.

Rückert verweist darauf, dass es hierbei nicht nur um gesellschaftspolitisches Engagement gehe. Menschen, die sich von den Aussagen der Bibel leiten ließen, wüssten um ihren Auftrag, »zu versöhnen und nicht zu spalten, zu heilen und nicht zu zerstören, zu verbinden und nicht zu trennen«. Dazu fordert Rückert mit seinem Bischofswort die Menschen seiner Kirche nachdrücklich auf.

Bischof Harald Rückert: »Wir beten für euch«

Geschrieben von Michael Seidel am .

Der Krieg in der Ukraine geht weiter. Bischof Rückert wendet sich mit einem Brief an die beiden für die Ukraine und Russland zuständigen Kollegen.
 

https://www.emk.de/meldung/wir-beten-fuer-euch

Am heutigen Samstag, 24. Februar 2024, jährt sich der russische Überfall auf die Ukraine zum zweiten Mal. Aus diesem Anlass wendet sich Harald Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), mit einem einfühlsamen Schreiben an die Bischöfe Christian Alsted und Eduard Khegay. Alsted ist in der evangelisch-methodistischen Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien für Nordeuropa und das Baltikum zuständig. Zu seinem Aufsichtsbereich gehört auch die Ukraine. Khegay, ebenfalls Bischof in der Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien, ist für den Bereich Eurasien und damit auch für Russland zuständig.

Gebet und Unterstützung

»Mit einem Schlag hatte sich das Leben der Menschen in der Ukraine massiv verändert«, schreibt Rückert mit Bezug zum nun zwei Jahre zurückliegenden Angriff russischer Truppen auf die Ukraine. Seither, so Rückert weiter, prägten Zerstörung und Tod in vielen Landesteilen der Ukraine den Alltag. Bis heute halte das »unmenschliche Kriegsgeschehen unvermindert an«, ohne dass ein Ende in Sicht sei. »Das unsägliche Leid der Menschen in der Ukraine schmerzt uns zutiefst«, versichert Rückert gegenüber den beiden Bischöfen sein Mitgefühl und seinen Schmerz für die Menschen in der Ukraine. Auch Menschen in Russland litten unter diesem Krieg und seinen Folgen, jedoch in ganz anderer Art.

Namens »unserer Kirche in Deutschland« versichert Rückert seinen beiden Bischofskollegen, »dass wir weiterhin mit Euch verbunden sind und Euch mit unseren Gebeten begleiten«. Außerdem sichert er weiterhin Unterstützung zu, die mittels eines »tragfähigen Netzwerks der Hilfe und Unterstützung« der Kirche in Europa und weltweit die Not lindern soll.

Schmerzvolle Belastung des Miteinanders

In seinem Schreiben weist Rückert außerdem darauf hin, »dass auch die Gemeinschaft innerhalb unserer Evangelisch-methodistischen Kirche von den Auswirkungen des Krieges in Mitleidenschaft gezogen wurde«. Hinter dieser Formulierung steckt die Tatsache, dass die ursprünglich zum eurasischen Bischofsgebiet gehörige Ukraine nach dem russischen Angriff in den Bischofsbereich Nordeuropa unter der Aufsicht von Christian Alsted wechselte. Angesichts dieser auch die kirchliche Gemeinschaft belastenden Kriegsfolgen betet Rückert dafür, »dass es uns immer besser gelingt, als Menschen des Reiches Gottes über irdisch-nationale Grenzen hinweg zu denken und zu leben«. Deshalb bete er für Versöhnung und Frieden, denn nur so »können wir zu Friedenstiftern für unsere Umgebung werden«, erklärt Rückert unter Bezugnahme auf das Jesuswort aus der Bergpredigt (Matthäusevangelium Kapitel 5, Vers 9).

Hoffnung, langer Atem und Fantasie sind nötig

Rückert schließt sein Schreiben mit einem sechsfachen Gebetswunsch. Darin wünscht er unter anderem seinen beiden Bischofskollegen »Weisheit, Güte und Klarheit« für ihre herausfordernde Aufgabe der Leitung ihrer Bischofsgebiete. Außerdem sei es nötig, für die Menschen zu beten, »die abseits der Öffentlichkeit diplomatisch um Wege ringen, die Waffen endlich zum Schweigen zu bringen«, dass sie weiterhin »die Hoffnung, den Atem und die Fantasie dafür aufbringen können«. Auch gehe es im gemeinsamen Gebet darum, für die Menschen einzutreten, »die Leid tragen und alles verloren haben«, und um Durchhaltevermögen zu beten »für alle – auch in den Nachbarländern der Ukraine –, die Hilfe organisieren und sich für andere einsetzen«.

Friedensgebet jeweils Montag 19:00 Uhr

Geschrieben von Michael Seidel am .

Jeden Montag laden wir 19:00 Uhr - 19:15 Uhr zu einem Friedensgebet in unsere Zionskirche in Grünhain ein.
 
 

Gebet für den Frieden
mit Worten der lutherischen Kirche in Russland
und der orthodoxen Kirche in der Ukraine:

Großer Gott,
Du weißt, wie klein unsere Kräfte sind,
um dem Machtmissbrauch, der Korruption und der Gewalt standzuhalten.
Sieh herab mit deinem barmherzigen Auge auf das Leid und die Klagen derer, die
unter dem Krieg im Osten der Ukraine leiden – und auf alle die, die sich vor einem
größeren Krieg fürchten.

Gott, wir bitten dich: Herr, erbarme dich unser!

Barmherziger Gott,
stärke Du uns mit deiner unwiderstehlichen Kraft, damit wir deinen Willen tun
und dein Licht der Wahrheit hier auf Erden leuchte.
Befreie uns von den Nöten, die der Krieg mit sich bringt.
Die, die ein Haus verloren haben, lass wieder ein Zuhause finden, gib den
Hungernden zu essen, tröste die Weinenden, vereine die Getrennten.

Gott, wir bitten dich: Herr, erbarme dich unser!

Großzügiger Gott,
mache uns zu Werkzeugen deiner Gerechtigkeit und deines Friedens und rüste uns
mit allem Notwendigen für deinen Dienst an unseren Mitmenschen aus.
Lasse es nicht zu, dass deine Kirche jemanden verliert –
aus Wut gegenüber Mitmenschen und Verwandten,
sondern schenke wie ein großzügiger Gott baldige Versöhnung.

Gott, wir bitten dich: Herr, erbarme dich unser!

Barmherziger Gott,
wir haben Angst vor einem Krieg, der so viel Leid bringen wird –
Menschen in der Ukraine, in Russland und in ganz Europa.
Wir beten für all die Verantwortlichen in Russland, der Ukraine, Belarus, den USA
und der EU, dass sie Wege aus der Eskalation der Kriegsrhetorik finden.
Lass uns alle abrüsten mit Worten und Taten.
Erweiche die Herzen derer, die hart geworden sind,
und lass uns zurückkehren zur Erkenntnis deiner Weisheit.
Stärke vor allem unseren Glauben,
belebe unsere Hoffnung und lehre uns zu lieben.
Bewahre uns vor der Willkür der Mächtigen dieser Welt
und bringe sie zur Erkenntnis ihrer Grenzen.
Segne uns mit deinem Frieden, damit wir gemeinsam Hand in Hand
für eine freiere und gerechtere Gesellschaft Dir zur Ehre arbeiten!

Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.